BioNTech SE, aus dem Bericht zum 2. Quartal 2025

Falsche Gerüchte: BioNTech wendet sich nicht von mRNA ab

Entgegen kurz aufbrodelnder Gerüchte hält die Mainzer BioNTech SE unvermindert an ihrer Drei-Säulen-Strategie im Kampf gegen Krebs fest, zu der mRNA-Vakzinierungen gegen Krebs-Neoantigene in Kombination mit anderen Wirkstoffmodalitäten einen wichtigen Beitrag liefern sollen. Auch in Zukunft.

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Die Überschrift eines US-amerikanischen Nachrichtenportals sorgte für etwas Unruhe. Der Artikel handelte vom „off-the-shelf“-mRNA-Ansatz von BioNTech namens FixVac und dem Kandidaten BNT111 beim Melanom (dieser kodiert nicht-mutierte, mit Melanomen assoziierte Antigene). Vor etwa einem Jahr erreichte die Studie ihren primären Endpunkt. Sie zeigte eine statistisch signifikante Verbesserung der Gesamtansprechrate (Objective Response Rate, ORR) bei Patienten, die mit BNT111 in Kombination mit Cemiplimab behandelt wurden, verglichen mit historischen Kontrolldaten bei fortgeschrittenem, therapieresistentem Melanom. Die Daten zeigten, dass die Kombination aus BNT111 und PD-1-Checkpoint-Blockade „tiefe und langanhaltende Anti-Tumor-Antworten hervorrief“, wie eine Unternehmenssprecherin die Studienergebnisse kommentierte. Diese Ergebnisse waren für die Mainzer wichtig, da sie den immunologischen Mechanismus des mRNA-Krebsimmuntherapie-Ansatzes unterstützen, selbst in dieser späten Behandlungsphase bei therapieresistentem Melanom.

Das Missverständnis oder der gewisse Interpretationsspielraum der Schlagzeile entstand bei der Frage, ob eine weitere Entwicklung von BNT111 in diesem Behandlungssetting geplant sei. Da BioNTech jedoch keine weiteren klinischen Studien für BNT111 plant, ging das Portal Endpoints von einer kompletten Beendigung der mRNA-Strategie aus – so konnte man bei schnellem Lesen zumindest die Schlagzeile verstehen. Doch BioNTech legt Wert auf den Zwischenton:  in diesem „späten, therapieresistenten Krankheitsstadium“ sei keine weitere Studie geplant. Die Gesamtstrategie auf drei Säulen bleibe erhalten, ebenso die breitere Pipeline an mRNA-basierten Ansätzen.

„Wir sehen nach wie vor großes Potential von mRNA im Bereich der Krebsimmuntherapie — nicht umsonst gehören unsere mRNA-Krebsimmunteherapieprogramme zu unserem Fokus. Unsere Strategie für unsere mRNA-Krebsimmuntherapie-Ansätze liegt in der Behandlung von resezierbaren Tumoren sowie in adjuvanten oder minimalen Behandlungsszenarien (‚minimal residual disease‘)“, so eine Unternehmenssprecherin gegenüber |transkript.de.

Dies zeige sich auch in weiteren laufenden Leitstudien in beiden Ansätzen: Weitere FixVac-Programme („off-the-shelf“-mRNA-Ansatz) befinden sich in der frühen Phase und Erstlinienbehandlung von metastasierenden Krebserkrankungen (Ziel: das Immunsystem boosten, um den Krebs langanhaltend zu bekämpfen und das Überleben zu verlängern). Die iNeST-Studien (ein individualisierter mRNA-Ansatz ausgehend von individuell gefundenen Neoantigenen des Patienten) befinden sich derzeit im adjuvanten Bereich und rekrutierten dort weiter für die jeweiligen Studien. Hier möchte BioNTech ein Wiederauftreten der (Rest-)Krankheit nach der Entfernung des Tumors verhindern und das Überleben verlängern.

Zudem evaluiert BioNTech neue Kombinationsansätze mit dem FixVac-Ansatz bei Lungenkrebs und verweist auf die LuCa-MERIT-1 Studie, die einige „signal seeking“-Kohorten untersucht, in denen unterschiedliche Kombinationen von Wirkstoffmodalitäten auf ihre Wirksamkeit getestet werden. Etwa die Kombination von BNT116 mit ADCs (Antikörper-Wirkstoff-Konjugate) oder der PD-L1 x VEGF-A-Blockade. Denn darin sieht BioNTech entgegen den aufgekommenen Gerüchtes weiterhin großes Potential, zielgerichtete Therapien wie ADCs mit mRNA-Krebsimmuntherapien zu kombinieren.

ADCs könnten als Waffe genutzt werden, um metastatische Tumoren zu verkleinern und die Tumormikroumgebung zu verändern. MRNA-Krebsimmuntherapien könnten damit effektiver darin sein, polyfunktionale und langanhaltende T-Zell-Antworten zu erzeugen, die spezifisch auf tumorassoziierte Antigene abzielen, sobald der Primärtumor teilweise abgebaut wurde.

Für die späten Behandlungssettings sind derzeit nicht nur bei BioNTech, sondern auch bei vielen anderen Unternehmen bispezifische Immunmodulatoren en vogue und liefern vielversprechende klinische Daten. Bei den Mainzern ist das Pumitamig (BNT327), das gemeinsam in einem Milliarden-Deal mit Partner BMS als tumorübergreifender Behandlungsansatz entwickelt wird. Dieser soll jedoch immer als Grundlage für Kombinationen mit anderen Modalitäten gesehen werden und dienen, einschließlich zielgerichteter Therapien, mRNA-Krebsimmuntherapien oder Immunmodulatoren.

Es laufen bereits mehrere Studien mit neuartigen Kombinationen (siehe Pipeline hier ), die beständig erweitert werden. Noch hat BioNTech das nötige Geld, um die wachsenden Forschungsausgaben gut abdecken zu können. Bei der verwirrenden Vielfalt der Ansätze kann man schon einmal den Überblick verlieren, was gerade stärker im Fokus steht.

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